Berufsrechtlich sind alle Psychotherapeut*innen zu regelmäßiger Fortbildung verpflichtet und müssen ihre Fortbildungsmaßnahmen auf Verlangen der Kammer nachweisen. Der Fünfjahreszeitraum, in welchem man 250 Fortbildungspunkte nachweisen muss beginnt in der Regel mit der Mitgliedschaft in der Kammer.
Sozialrechtlich müssen Psychotherapeut*innen mit Kassenzulassung ihre Fortbildungspunkte gegenüber der Kassenärztlichen Vereinigung nachweisen durch ein Fortbildungszertifikat der Psychotherapeutenkammer. Dies ist geregelt in §95d SGB V. Dort sind weitere Anforderungen an Fortbildungen enthalten: Sie müssen dem aktuellen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse entsprechen und frei von wirtschaftlichen Interessen sein. Dabei habe ich auch schon Fortbildungen zum Beispiel der Psychotherapeutenkammer Berlin erlebt, in denen der Dozent in den ersten Minuten seinen zum Kauf angebotene DVD abgespielt hat.
Zusätzlich gibt es eine detaillierte "Regelung der KBV zur Fortbildungsverpflichtung der Vertragsärzte und -psychotherapeuten nach § 95d SGB V"
Was ist ein Fortbildungspunkt wert?
Fortbildungspunkte können Psychotherapeut*innen sammeln durch Seminare, Workshops, Kongresse, Tagungen, Symposien, Vorträge, Qualitätszirkel, Supervision und mehr. Beispielsweise habe ich für meine Teilnahme am WCCBT-Kongress 2019 in Berlin (9th World Confederation of Cognitive and Behavioral Therapies) 21 Fortbildungspunkte erhalten.
Was viele nicht wissen: Es gibt verschiedene Fortbildungskategorien, welche die Punktvergabe beeinflussen. Sich eine Stunde lang einen Vortrag anhören kann mit 1 Fortbildungspunkt belohnt werden. Aber eine Stunde lang bei einer strukturierten interaktiven Fortbildung inklusive Erfolgskontrolle mitarbeiten, kann deutlich mehr Fortbildungspunkte einbringen. Diese Möglichkeit bieten Online-Plattformen, bei denen man Fachartikel lesen und danach sein Wissen überprüfen kann durch Multiple-Choice-Fragen. In der Medizin kennt man dies seit vielen Jahren als CME.
Online-Fortbildungen mit Fortbildungspunkten für Psychotherapeut*innen
Für Psychotherapeut*innen gibt es solche Fortbildungen z.B. von der DGVT: https://www.dgvt-fortbildung.de/interaktive-fortbildungen/aktuelle-fachartikel-/-videos Beispielsweise habe ich innerhalb von 30 Minuten 4 Fortbildungspunkte erhalten durch das Lesen eines Fachartikels mit anschließender richtiger Beantwortung der Fragen.
Auch Fachzeitschriften wie die Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie bieten in jeder Ausgabe diese Möglichkeit, den Fortbildungskontostand zu erhöhen. In Ausgabe 1/2023 dieser Zeitschrift gibt es beispielsweise fünf Fragen zum Artikel "Transitionsorientierte Patientenschulung bei Adoleszenten und jungen Erwachsenen mit ADHS". Wer von diesen fünf Fragen 3 (oder mehr) richtig beantwortet, erhält 1 Fortbildungspunkt. Hogrefe hat außerdem ein Portal für Lernkontrollfragen im Bereich Psychotherapie: https://econtent.hogrefe.com/exams/psychotherapy
Kommerzialisiert hat Fortbildungen die Plattform Udana. Dort kann man Fortbildungspunkte "kaufen", also Credits, die dann in eine Onlinefortbildung eingelöst wird, für die dann "echte" Fortbildungspunkte gutgeschrieben werden. Preis Anfang 2023: Das "XXL"-Preismodell kostet 550,00 EUR für 50 Fortbildungspunkte also 11 EUR pro Fortbildungspunkt. Zum Vergleich: Die meisten DPtV-Fortbildungen im Jahr 2023 kosten für Mitglieder umgerechnet ca. 20 EUR pro Fortbildungspunkt.
Sehr gute Fortbildungen gratis
Sehr gute Fortbildungen ohne Kosten, dafür ohne Fortbildungspunkte bietet die DGKJP. Zum Beispiel zum Thema Angststörungen im Kindesalter oder über Störungen des Sozialverhaltens - denn hier gibt es meiner Erfahrung nach eine sehr große Lücke zwischen dem, was in der Praxis geschieht und dem, was laut bester wissenschaftlicher Evidenz passieren sollte.
Ein Vortrag von Prof. Dr. Marcel Romanos: https://www.dgkjp-kongress.de/veranstaltungen/dgkjp-virtuell-angststoerungen.html
Ein Vortrag von Prof. Dr. Anja Görtz-Dorten über Sozialverhaltensstörungen:
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