Es gibt sehr viele wissenschaftlich evaluierte störungsspezifische Behandlungsprogramme (Manuale) der Kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) sowohl für die Einzel-, als auch für die Gruppentherapie. KVT-Manuale sind meistens mit detallierte Informationen "session by session" ausgestattet.
Bislang gab aber es nur ein einziges störungsübergreifendes Manual für die Akzeptanz- und Comittment-Therapie ACT als Gruppentherapie. In englischer Sprache erschien das Manual von Westrup & Wright (2017): Learning ACT for Group Treatment
Die Autor*innen erklären:
"We have stated our belief that ACT can dramatically increase the effectiveness oft group therapy"
Die sechs Kernprozesse von ACT
Eine Grundlage von ACT ist das Hexaflex-Modell: In einem Hexagon werden die sechs Kernprozesse der psychischen Flexibilität dargestellt (daher der Name Hexaflex):
Gegenwärtigkeit im Hier und Jetzt: Achtsamkeit
Annahmen von Gefühlen: Akzeptanz
Abstand zu Gedanken: Kognitive Defusion
Flexibles Ich: Das Selbst als Kontext
Was mir wichtig ist: Werte
Engagiertes Handeln in Richtung selbstgewählter Ziele - trotz schwieriger Gedanken, Gefühle, Körperempfindungen: Commitment
Die sechs Kernprozesse der psychischen Flexibilität können auch in drei Kategorien eingeteilt werden, was Triflex genannt wird:
bewusst / präsent sein
offen sein
engagiert sein
Akzeptanz- und Commitmenttherapie ACT in der Gruppe
Mittlerweile gibt es auch ein sehr gutes deutschsprachiges ACT-Gruppen-Manual, das für transdiagnostische Gruppen geeignet ist. Transdiagnostisch bedeutet, dass Patient*innen mit verschiedenen psychischen Störungen Teil derselben Therapiegruppe sind.
Dambacher & Samaan (2020): Akzeptanz- und Commitmenttherapie in der Gruppe (Beltz).
Das ACT-Therapiemanual besteht aus sechs Modulen. Diese Anzahl ist kein Zufall, da jedes der sechs Module auf jeweils eine der sechs Hexaflex-Komponenten fokussiert. Für jedes Modul werden zwei bis vier Sitzungen eingeplant. Anders als bei den meisten KVT-Manualen gibt es in diesem Manual keine detaillierten Vorgaben für den Ablauf jedes Termins, da dies der Flexibilität von ACT widerspreche, schreiben Dambacher & Samaan. Steven Hayes spricht deswegen auch von "Hexa-Dancing".
Inhalte einer störungsübergreifenden ACT-Gruppentherapie
In jedem Gruppentermin - beziehungsweise über mehrere Einheiten hinweg - kann auf eine Komponente des Hexaflex, also auf einen ACT-Kernprozesse fokussiert werden:
Sei präsent!
Achtsamkeit
Selbst-als-Kontext
Sei offen!
Kognitive Defusion
Akzeptanz
Tu, was dir wichtig ist!
Werte
Engagiertes Handeln
Aufbau einer einzelnen störungsübergreifenden ACT-Gruppen-Sitzung
Eine Gruppensitzung kann beispielsweise so aufgebaut sein:
Achtsamkeitsübung
Rückblick auf die letzte Einheit. Besprechung der letzten Therapiehausaufgabe
Einführung in das heutige Thema / theoretische Vermittlung zum Beispiel durch gemeinsames Erarbeiten am Flipchart.
Erlebnisorientierte Beschäftigung mit diesem Thema*. Auswertung der gemachten Erfahrungen, Übertragung in den Alltag
Planen und Vereinbaren einer neuen Therapiehausaufgabe. Dies ist entscheidend für den Therapieerfolg. Eine Hausaufgabe kann das Testen einer neuen Verhaltensweise sein, ein Arbeitsblatt und so weiter.
*Wenn zum Beispiel das Selbst–als–Kontext das Thema der Gruppenstunde ist, können die Psychotherapeut*innen mit einer Metapher beginnen, zu der dann dann die Gruppenmitglieder anschließend Bezug nehmen.