Summa cum laude und der DGVT-Nachwuchspreis für Inken Höller für "From Ideation to Action – Analysis of Predictors of Suicidal Ideation and Behavior” heißt ihre Dissertation: Vom Gedanken zur Tat. Den DGVT-Nachwuchspreis bekam sie heute, am 16.03.2023, auf dem DGVT-Kongress überreicht.
Alle 40 Sekunden stirbt auf der Welt ein Mensch an Suizid. In Deutschland sind dies etwa 25 Menschen pro Tag.
Risikofaktoren sind zum Beispiel psychische Erkrankungen, körperliche Erkrankungen, Arbeitslosigkeit, soziale Isolation, Missbrauch in der Kindheit. Es gibt eine Interaktion multipler Risikofaktoren.
Metananalysen zeigen, dass man durch wissenschaftliche Forschung Suizversuche bei einer Person vorhersagen kann mit einer Wahrscheinlichkeit von 50%. Da dies nicht besser ist als eine Münze zu werfen, gibt es weiteren Forschungsbedarf.
Wichtig ist die Unterscheidung zwischen distalen Risikofaktoren (dies umfasst eher statistische Risikofaktoren, wie sie durch epidemiologische Studien gezeigt werden können) von proximalen Risikofaktoren.
Auch wichtig ist die Differenzierung zwischen suizidalen Gedanken einerseits versus suizidales äußerlich sichtbares Verhalten.
Hilfreich ist das integrative motivational-volitionale Modell suizidales Verhalten: Dieses zeigt zum Beispiel einen Zusammenhang zwischen Defeat (Verlust von sozialem Status, Unfähigkeit, eigene Ziele zu erreichen) und Entrapment (Versuch, einem unangenehmen Zustand zu entkommen, Gefühl, gefangen zu sein). Man unterscheidet weiterhin zwischen externalem Entrapment (Gefühl gefangen zu sein durch äußere Umstände) und internalem Entrapment (Gefühl gefangen zu sein, durch innere Umstände - hierzu gehört bespielsweise das Grübeln).
Es existiert nicht nur weiterer Forschungsbedarf. Auch die tatsächlich durchgeführte Psychotherapie in Deutschland zeigt erhebliche Defizite: 74% der Patient*innen erhalten keine leitliniengerechte Behandlung (Melchior et al.,2014). In Bezug auf depressives Grübeln existiert durchaus ein beschriebenes Vorgehen - wenn es tatsächlich angewendet würde, könnte es das Leben von Menschen retten.
Suizidalität im Kindes- und Jugendalter
Beim DGVT-Kongress wird ein Artikel aus dem New Yorker empfohlen: The Mystifying Rise of Child Suicide.
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