Lange nichts gehört von Psychotherapeut*innen, die öffentlich Ferndiagnose bei Wladimir Putin stellen. Aber jetzt hat Stefanie Stahl im SPIEGEL-Podcast mit Juan Moreno eine Diagnose gestellt. Wie üblich werden bei Personen aus der Öffentlichkeit quasi nur Persönlichkeitsstörungen gestellt, diesem Trend schließt sich Stefanie Stahl an.
In der Vergangenheit äußerten z.B. psychoanalytisch orientierte Psychotherapeut*innen öffentlich aufgrund ihrer beruflichen Befähigung die Prognose, dass Putin auch Atomwaffen einsetzen werde.
Auch Stefanie Stahl sagt, dass internationale Konflikte und Außenpolitik Bereiche der Psychologie seien: "Letztlich geht es ja immer ums Selbstwertgefühl". So sei das mit Wladimir Putin, er habe einen schlechten Kontakt zu seinen Gefühlen. Das Selbstwertgefühl sei das Epizentrum "von der Psyche", meint die Psychotherapeutin.
Die Konsistenztheorie von Stefanie Stahl?
In der Podcast-Folge von "Moreno+1" gibt es noch einige weitere Äußerungen, die zu hinterfragen sind. Zum Beispiel lobt Juan Moreno Stefanie Stahl explizit für ihre Konsistenztheorie. Diese geht allerdings auf Klaus Grawe zurück, der die Cognitive-experiential Self Theory von Epstein aufgriff.
Grawe veröffentlichte seine Konsistenztheorie mehr als 10 Jahre bevor "Das Kind in dir muss Heimat finden" erschien und zum Spiegel-Bestseller wurde.
Außerdem fällt auf, dass Stefanie Stahl diese Konsistenztheorie von Grawe falsch verstanden hat, wenn sie auf Grundlage dieser postuliert, dass es keine glücklichen Singles geben könne. Ihre Begründung für die Äußerung, dass Singles unglücklich sein müssen: Nach der Konsistenztheorie (von Grawe) sei Bindung ein Grundbedürfnis. Wer sagt, glücklich zu sein ohne Partner*innen könne nicht die Wahrheit sagen nach Stefanie Stahl. Darum geht es gar nicht in der Konsistenztheorie.