Zehntausende Schüler*innen besuchen aktuell in Deutschland eine von 250 Waldorfschulen. Benannt sind die Schulen nach der Zigarettenfabrik "Waldorf-Astoria".
Gleichzeitig zum Erscheinen des neuen Films in der ARD-Mediathek "Frank Seibert in der Waldorfschule" bespricht Richard David Precht dieses Thema mit Markus Lanz im Podcast:
Die Waldorfschulen hatten in den vergangenen Jahrzehnten einen allgemein guten Ruf etabliert: Man gehe dort individuell auf die Bedürfnisse des Kindes ein, man konfrontiere sie nicht zu früh mit dem Leistungsdruck der Gesellschaft, man habe ein "ganzheitliches" Bild vom Menschen. Erst seit wenigen Jahren gibt es in der Öffentlichkeit eine differenziertere Debatte. Das Label des "individuellen Blicks" auf das Kind gilt mittlerweile als Marketing-Begriff für etwas anderes: Waldorfschulen basieren auf den pädagogischen Konzepten von Rudolf Steiner. Rudolf Steiner war ein Hellseher, der vom Universum höhere Wahrheiten eingegeben bekommen hat. In seinen extrem vielen Vorträgen und Notizen über die Welt erschuf er seine eigene sogenannte Wissenschaft der Anthroposophie.
Zum Beispiel zeige seine Wissenschaft, so Rudolf Steiner, dass es verschiedene Menschenrassen gibt: „Die weiße Rasse ist die zukünftige, ist die am Geiste schaffende Rasse“.
Während der COVID-19-Pandemie sind Vertreter*innen der "anthroposophischen Medizin" als Impfgegner*innen aufgefallen: Menschen sollten besser gefördert werden, sich selbst zu regulieren.
Im Anthroposophie-Blog berichtet Oliver Rautenberg über Anthroposoph*innen während der COVID-19-Pandemie.

Dokumentation in der ARD
In der ARD-Mediathek gibt es nun eine hervorragende Dokumentation: Frank Seibert in der Waldorfschule. Er besucht die Waldorfschule Rottweil.
Die Lehrerin Ursula Schmusch von der gezeichnet Waldorfschule erzählt im Film: Sie habe sich in ihrem Hochschulstudium intensiv mit den esoterischen Lehrern von Rudolf Steiner beschäftigt. Steiner hatte keine pädagogische Ausbildung, seine Erkenntnisse über die Pädagogik wurden ihm von einer höheren Macht eingegeben.
Die Lehrerin beschreibt die Temperamentenlehre, eine pseudowissenschaftliche widerlegte Persönlichkeitspsychologie, an die sie glaube. Kinder werden nach ihrer "Natur" eingeteilt. Diese Lehre kenne ich aus meiner Praxis für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie: Eltern erscheinen auf Druck der Schule in meiner psychotherapeutischen Sprechstunde aufgrund solcher Vorstellungen wie "das cholerische Kind". Aber wie kann dir Lehrkraft cholerische Kinder erkennen? In einem aktuellen Beitrag erklärt die "Erziehungskunst" das diagnostische Vorgehen so:
"Wenn man sie beim Gehen beobachtet, fällt auf, dass sie schon bereits gut mit der Ferse auftreten können und ein dynamisch-kräftiges Gangbild haben"
Die Anthroposophie ist nicht nur eine Weltanschauung im Hintergrund, sondern die konkreten Unterrichtsinhalte in der Waldorfschule basieren auf den Lehren des Hellsehers, erklärt die Lehrerin. Ein Beispiel: Die Schüler*innen in der dritten Klasse müssen sich mit Ackerbau und dem Hausbau beschäftigen. Warum? Das Stufenmodell der Entwicklung nach Steiner gibt das vor (der physische Leib, der Ätherleib, der Rubikon, der Astralleib...).
Im Film wird erklärt, dass an Waldorfschulen konzeptionell Kindern Wissenschaftsleugnung beigebracht wird, indem pseudowissenschaftliche Ansätze mit naturwissenschaftlichem Anspruch vermittelt werden:
Kindern lernen von früh auf "alternative Fakten", zeigt die Dokumentation. Beispiel: Die Lehrer*innen unterrichten sie, dass Atlantis der Ursprung unserer Welt ist.