Viele Menschen wünschen sich: "Endlich mal wieder mehr Zeit für mich haben". Hartmut Rosa schrieb in seinem Essay, er sei pleite. Nicht finanziell, sondern temporal: Er habe zu wenig Zeit, um alle anfallenden Aufgaben zu erledigen, egal wie hart er arbeite, es sei nicht mehr schaffbar.
In Michael Endes »Momo« sind es »graue Männer« die andere dazu bringen, Aufgaben schneller zu erledigen - mit der attraktiven Aussicht, dadurch Lebenszeit anzusparen.
Die Wahrnehmung des Zeitmangels ist keine individuelle, sondern eine von vielen Menschen geteilte. Das liegt daran, dass es nicht individuelle Probleme beim Zeitmanagement sind, die dieses Überlastungserleben bis hin zum "Burnout" verursachen.
Oliver Burkeman ist davon überzeugt, dass uns Ratgeber zum Zeitmanagement nur noch mehr Probleme machen. Denn beim klassischen Zeitmanagement gehe es darum, seine Produktivität zu steigern. Burkeman appelliert daran, sich bewusst zu machen: Wir können nicht alles schaffen, was wir wollen - ganz egal, wie viel Zeit, Anstrengung und Effizienz wir aufbringen. Sein Buch heißt "4000 Wochen": Soviel Lebenszeit haben wir aktuell in westlichen Industrienationen. Hier ist sein TED Talk:
Den selben Gedanken wie Burkeman äußerte 1999 schon der Zeitforscher Karlheinz Geißler in einer Episode der "Sternstunde Philosophie" im Schweizer Fernsehen SRF: Da unsere Zeit quantitativ nicht ausreicht für alles, was wir tun wollen, müssen wir eine qualitative Auswahl treffen.
Der 2022 verstorbene Karlheinz Geißler veröffentlichte mit Harald Lesch und seinem Sohn Jonas Geißler sein Buch mit dem Titel:
Alles eine Frage der Zeit. Warum die »Zeit ist Geld«-Logik Mensch und Natur teuer zu stehen kommt.
Darin beschreiben sie, wie das Beschleunigen nach der Devise "time is money" zu hohen Kosten führt.
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