Viele meiner Patient*innen berichten als Vorstellungsanlass von einer niedergeschlagenen Stimmung, Freudlosigkeit, geringem Antrieb, häufiger Müdigkeit und "Motivationslosigkeit". Wenn ich sie dann frage, was sie schon selbst probiert haben als Lösungsideen, berichten einige über To-Do-Listen und immer wieder gescheiterte Versuche, sich selbst irgendwie zu motivieren. Wenn dies immer versucht wird, aber nichts richtig gelingt, werden Problemlöseversuche selbst zum Problem: Sie werden als weiteres Scheitern erlebt. In der Folge können das Selbstvertrauen, das Selbstwertgefühl und die Selbstwirksamkeitserwartung noch geringer werden.
Mein Eindruck ist, dass viele Menschen von sich selbst fordern, dass sie "für eine Sache brennen" müssten, "alles geben" müssten, um wichtige Ziele zu erreichen, denn dann wären sie endlich glücklich. Meiner Meinung nach können dysfunktionalen Erwartungen geweckt werden durch ein falsches Verständnis der "Positiven Psychologie". Eine sehenswerte Dokumentation über den Markt an Motivationstrainern zeigt der NDR:
Der Film beginnt mit Jürgen Höllers Affirmation: "Ich lebe in Heiterkeit, Freude und Leichtigkeit". Und: "Ich liebe mich vollkommen und bedingungslos, so wie ich bin". Und: "Es geht mir von Tag zu Tag und in jeder Hinsicht immer besser und besser und besser!"
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