Im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums hatte der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) 2019 eine Richtlinie über die Personalausstattung in Psychiatrie und Psychosomatik erlassen (PPP-Richtlinie). Sie regelt die Personalanzahl, die in einem psychiatrischen Krankenhaus mindestens anwesend sein muss, aus Ärzteschaft, Psychologie, Pflege, Spezialtherapie, Bewegungstherapie sowie Sozialarbeit.
Die Hälfte aller Kliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -Psychotherapie setzten im zweiten Halbjahr des Jahres 2021 zu wenig Personal ein, zeigt eine Auswertung des Instituts für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG).
Dabei sind die Mindesvorgaben der PPP-Richtlinie so gering, dass es sich laut Berufsverband DPtV um einen Skandal handele:
„Es ist ein Skandal, dass Patient*innen in der Psychiatrie und Psychosomatik weiterhin nur ein reduziertes psychotherapeutisches Angebot erhalten“
-Gebhard Hentschel, Bundesvorsitzender der Deutschen PsychotherapeutenVereinigung (DPtV).
In stationären Kliniken für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik gelte laut DPtV: "Patient*innen erhalten teilweise gar keine Psychotherapie". Das kann ich persönlich bestätigen. Psychotherapeut*innen müssen knapp ein Jahr in einer Klinik arbeiten um die Psychotherapie-Ausbildung zu absolvieren. Als ich in einer Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -Psychotherapie meine praktische Tätigkeit abgeleitet habe, habe ich meine Praxisanleiterin gefragt über Psychotherapie, die dort stattfindet. Ich fand es überraschend, dass ein Großteil der Patient*innen nur wenige Minuten oder garnicht pro Woche stationären Aufenthalts mit Psychotherapeut*innen gesprochen haben. "Das, was die Erzieher machen ist die Psychotherapie", sagte sie. Die tägliche Struktur am Tag, die Aktivitäten, das sei die Psychotherapie, erklärte sie mir.
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