Eines kann man nicht bezweifeln: Stefanie Stahl hat in Deutschland die größte Reichweite in Bezug auf Psychotherapie. Daher scheint es gerechtfertigt, sich mit ihren Äußerungen auseinander zu setzen. Denn große Reichweite geht mit großer Verantwortung einher.
Im SüddeutscheZeitung Magazin lesen wir von Stefanie Stahl folgende Bewertung von Menschen, die eine offene Beziehung leben:
Bindungsangst sei meistens die Ursache dafür, dass Menschen eine offene Beziehung haben. Es ist vollkommen okay, eine solche Meinung zu haben - hier spricht aber Stefanie Stahl nicht über ihre Meinung, sondern in der Rolle einer Psychologin. Psychologie basiert nicht auf Meinungen, sondern nutzt die wissenschaftliche Methode zur Erforschung des Verhaltens und Erlebens von Menschen. Wenn Stahl sagt, dass offene Beziehungen oder polyamore Beziehung weniger Bindung oder Treue bedeutete, reproduziert sie Stereotype und Stigmata. Stefanie Stahl sagt damit vor allem, dass sie eine Anhänger*in ist eine tradierten Sexualmoral. Indem sie Menschen, die sich sexuell und in Beziehungen nicht der Norm verhalten pathologisiert, schadet sie diesen Menschen und trägt zur Entstehung psychischer Störungen bei. "Primum non nocere" ist eine Grundlage der Ethik im Gesundheitssystem. Alle Psychotherapeut*innen lernen diese Grundlagen - Fragen nach Beauchamp und Childress kommen fast immer in der schriftlichen Prüfung des IMPP vor, die vor der Approbation abgelegt werden muss.
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