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Nebenwirkungen von Psychotherapie sind häufig


#Psychotherapeut*innen und #Psychiater*innen sind gesetzlich verpflichtet, über #Nebenwirkungen von diagnostischen und Behandlungsmaßnahmen aufzuklären. Nach meiner Erfahrung ergeben sich die zwei häufigsten Nebenwirkungen in der Psychotherapie aus diesem Kontext:

1. #Psychoedukation / Vermittlung des Störungsmodells: Die Besprechung der Faktoren, die zur Verursachung und Aufrechterhaltung der Problematik der Patient*innen führen, kann ungewollte Gedanken und Gefühle auslösen.

Zum Beispiel Schuldgefühle bei der Besprechung nicht-hilfreicher Verhaltensweisen. Oder Resignation, wenn eine Störung oft rezidvierend verläuft oder ein vollständiger Symptomrückgang nicht garantiert werden kann.

2. Missverständnisse über die Relation zwischen Störungsmodell und Therapierational. Ein Beispiel: Überlastungserleben im Alltag (zum Beispiel durch Stress bei der Arbeit) kann ein Faktor sein, der zu einer psychischen Problematik beiträgt. Ein Missverständnis wäre es aber, anzunehmen, dass ein möglichst großer Rückzug von Alltagsaktivitäten deswegen der entscheidende Lösungsansatz wäre (oft trägt Vermeidungsverhalten zur Aufrechterhaltung der Problematik bei).



Aus meiner Erfahrung gibt es diese Missverständnisse auch häufig bei Ärzten. Sehr oft werden meine Patient*innen zum Beispiel wegen einer Angstproblematik "krankgeschrieben" über Wochen, sodass sie nicht mehr zur Schule gehen. Ärzte haben nicht immer das komplexe biopsychosozialen Modell verinnerlicht mit seinen vielfältigen Wechselwirkungen, sondern häufig das biomedizinische Modell (Belastung = Stress, weniger Belastung = weniger Stress). Diese reduktionistische Sicht ist aber sehr attraktiv, da sie schnelle und vor allem simple Lösungen verspricht.


Genau diesem Denkmuster entspricht aktuell das vermeintliche "Mental-Health-Retreat" von Cathy Hummels: Bei psychischen Störungen einfach mal nach Rhodos.

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