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Passiv-aggressive Persönlichkeitsstörung

Im Januar 2023 berichtete der Psychotherapeut Dr. Gregor Müller in seiner Fortbildung von der Behandlung der passiv-aggressiven Persönlichkeitsstörung.



Müller engagierte sich bereits während des Studiums an Forschungsprojekten von Rainer Sachse zum Thema Prozessorientierung in der Psychotherapie, Therapeutische Verstehens- und Verarbeitungsprozesse und Komplementäre Beziehungsgestaltung. In seiner Dissertation beschäftigte er sich mit den Effekten der Klärungsorientierten Psychotherapie bei Patienten mit einer Narzisstischen Persönlichkeitsstörung.


Er hat eine Approbation in Verhaltenstherapie.


Begriffe

Das Verständnis von Persönlichkeitsstörungen gelinge durch die Nutzungen bestimmter Modelle. Bei diesen ist zum Beispiel die Rede von "Manipulationen", weshalb Müller betont: Dieser Begriff sei in diesem Kontext nicht moralisch wertend zu verstehen, sondern im Sinne von verdecktem, nicht offenem Verhalten zur Erreichung von Zielen.


Nähe- und Distanzstörungen

Zu den Persönlichkeitsstörungen (PS), die als Nähestörungen verstehbar sind, gehören:

  • Histrionische PS

  • Narzisstische PS

  • Dependete PS

  • Selbstunsichere PS

Patient*innen mit diesen PS würden Nähe zu ihren Interaktionspartner*innen herstellen, Beziehungen eingehen.


Dagegen seien Distanzstörungen:

  • Passiv-aggressive PS

  • Paranoide PS

  • Zwanghafte PS

  • Schizoide PS

Patient*innen mit diesen PS halten Distanz zu ihren Interaktionspartner*innen, verteidigen ihre Grenzen und lassen und wenige in ihr 'Territorium'.


Therapie-Phasen bei der Psychotherapie von Patient*innen mit Distanzstörungen

  1. Beziehungsaufbau

  2. Inhaltliche Arbeit:

    • Erarbeiten eines Modells über das System von Patient*innen, biographische Arbeit

    • Änderungsmotivation schaffen: Der Ist-Zustand muss nicht so bleiben, er führt zu Kosten, er führt zu selbst erfüllenden Prophezeiungen

    • Klärung der Schemata, Schemabearbeitung

    • Alternatives Verhalten trainieren

Es könne jedoch sein, dass eine inhaltliche Arbeit mit Patient*innen auch über die Dauer von 80 Therapieeinheiten nicht möglich sei, berichtet Müller.


Komplementäre Beziehungsgestaltung bei Patient*innen mit Distanzstörungen

Es sei wichtig, Patient*innen mit einem hohen Bedürfnis an Autonomie viel Distanz zu erlauben, dabei aber immer Nähe zu ermöglichen. Das heiße, Patient*innen bestimmen und kontrollieren die Therapie. Das Vorgehen von Psychotherapeut*innen sollte stets als Angebot formuliert werden. Therapeut*innen verzichten darauf, Anweisungen oder Therapiehausaufgaben zu geben. Außerdem ist Transparenz sehr wichtig: Therapeut*innen erklären alles, was sie tun und warum sie das tun. Selbst auf verbal aggressives Verhalten sollten Therapeut*innen zugewandt, akzeptierend und respektvoll reagieren.


Motive, Schemata und Spielebene bei Menschen mit passiv-aggressiver Persönlichkeitsstörung

  • Wichtige Motive: Grenzen, Autonomie, Anerkennung.

  • Schemata seien beispielsweise: "In Beziehungen werden meine Grenzen überschritten" "In Beziehungen erhalte ich keine Anerkennung / werde ich abgewertet" "Ich kann mich nicht (offen) wehren"

  • Auf der sogenannten Spielebene zeigten sich bspw. interaktionelle Ziele wie "Schütze deine Autonomie!", Appelle wie "Lass mich in Ruhe", Strategien wie "offene Kooperation bei verdeckter Sabotage" und Tests wie das Sich-Widersetzen auf Mikroebene ("Das habe ich nicht gesagt").





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