Anders als die psychoanalytisch orientierten Psychotherapieverfahren steckt hinter der Verhaltenstherapie nicht eine Eminenz, eine Gründerfigur, sondern Hunderte und Tausende von Forscher*innen und Wissenschaftlicher*innen. Manche davon haben jedoch durch ihren persönlichen Beitrag Geschichte geschrieben. So wie Albert Bandura.
Die sozial-kognitive Lerntheorie basiert auf gründlicher experimenteller Forschung und ist wissenschaftlich fundiert. Seine Arbeiten zum Modelllernen erweiterten die Grundlagen der Verhaltenstherapie.
Albert Bandura nimmt einen der vordersten Plätze ein auf der Liste der herausragendsten Psycholog*innen des 20. Jahrhunderts. Auf Platz 1 dieser Liste der "100 Most Eminent Psychologist" ist übrigens B. F. Skinner - ohne den die Verhaltenstherapie ebenfalls undenkbar wäre.
Modelllernen
In den 1960er Jahren forschte Bandura über das Lernen durch Beobachtung. Er konnte zeigen, dass Modelle eine wichtige Quelle sind, um Verhalten zu lernen. Die Experimente, die Geschichte schrieben veröffentlichte er in der Bobo doll study.
Selbstwirksamkeitserwartung
Unter (englisch) self-efficacy verstand Bandura das Vertrauen einer Person, aufgrund eigener Kompetenzen gewünschte Handlungen erfolgreich selbst ausführen zu können. Menschen, die daran glauben, selbst etwas bewirken und auch in schwierigen Situationen selbstständig handeln zu können, haben eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung.
Ein ähnliches Konstrukt ist die Kontrollüberzeugung einer Person, ein Konstrukt aus der Attributionstheorie: Gemeint ist das Ausmaß, mit dem ein Mensch glaubt, dass das Auftreten eines Ereignisses abhängig vom eigenen Verhalten ist (internal vs. external locus of control). Es gibt aber einen Unterschied zwischen Selbstwirksamkeitserwartung und Kontrollüberzeugung. Das zeigt dieses Beispiel:
Mangelnde Kontrollüberzeugung: „Das bringt nichts, da kann man nichts machen.“
Mangelnde Selbstwirksamkeitserwartung: "Ich kann das nicht, ich werde es nicht schaffen."
„Eine Theorie, die in Abrede stellt, dass Gedanken Handlungen steuern können, wird sich schwer tun, komplexes menschliches Verhalten zu erklären.“
Am Lebensende
Albert Bandura starb 2021. Zuletzt veröffentlichte er im American Psychologist
(Bandura & Cherry, 2020), dass er die Jugendbewegungen gegen den Klimawandel wie Fridays for Future unterstützt und beschrieb sie als ein Handeln gemäß seiner sozial-kognitiven Theorie.